Bericht an die Gesellschaft

Soziales - Naspa 2019 - Bericht an die Gesellschaft

Soziales

One Billion Rising: Tanzen gegen Gewalt

Der Valentinstag ist für viele ein Tag romantischer Geschenke. In Wiesbaden ist er inzwischen auch ein Datum, an dem regelmäßig daran erinnert wird, dass viele Frauen alltäglich mit Gewalt und Misshandlung konfrontiert sind. Jede dritte Frau wird nach UN-Angaben in ihrem Leben Opfer von Gewalttaten – weltweit rund eine Milliarde. Die Aktion „One Billion Rising“ versteht sich als Akt „weltweiter Solidarität und eine Demonstration der Gemeinsamkeit“.

Gemeinschaftliches Miteinander lässt sich in kaum einem Medium so gut ausdrücken wie dem Tanz. Vor dem Wiesbadener Hauptbahnhof tanzten darum viele Dutzend Frauen und Männer am 14. Februar 2019 eine Choreographie zum Lied „Break The Chains“, zu deutsch: „Zerreiße die Ketten!“. Alle konnten mitmachen: Kinder und Jugendliche ebenso wie Erwachsene. Schülerinnen und Schüler tanzten neben Studierenden, Berufstätigen, Rentnerinnen und Rentnern. Die Choreographie wurde in gemeinsamen Übungsstunden einstudiert, konnte aber auch per YouTube-Video eingeübt werden.

Schirmfrau der Tanz-Aktion war Schwester Lea Ackermann, Gründerin der Hilfsorganisation Solwodi, die sich gegen Menschenhandel, Zwangsprostitution und Beziehungsgewalt engagiert. Wie schon im vergangenen Jahr – und den Jahren davor – unterstützte die Naspa die Organisatoren der Aktion finanziell und bei der praktischen Durchführung.

Hippotherapie: Reiten fördert Integration

Attila ist ein ausgesprochen sanfter Therapeut: Er ist neun Jahre alt, hat ein glänzendes, schwarzbraunes Fell und viel Geduld. Seinen Arbeitsplatz und sein Zuhause hat er – gemeinsam mit acht Artgenossen – auf dem Kastanienhof im Frankfurter Stadtteil Kalbach. Dort befindet sich das „Kinderförderzentrum Therapeutisches Reiten“, das über 200 Kindern pro Woche verschiedene Therapien mit dem Pferd anbietet.

Die sogenannte „Hippotherapie“, also die therapeutische Arbeit mit dem Pferd, ist besonders gut geeignet, um behinderte oder benachteiligte Kinder pädagogisch und medizinisch zu fördern. Die Zusammenarbeit mit den Tieren hilft, psychosoziale Probleme und Störungen zu lindern wie auch körperliche Behinderungen zu behandeln. Außerdem gehört Reitsport zu den Tätigkeiten, die Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam ausüben können. Er ist damit ein wichtiger Beitrag zum rücksichtsvollen Miteinander und zur Integration.

Betrieben wird die Einrichtung vom Verein zur Förderung der Integration Behinderter Taunus (VzF) mit Sitz in Oberursel. Der VzF arbeitet schon seit über 40 Jahren für die Rehabilitation und Integration behinderter und benachteiligter Menschen. Die Hippotherapie ist eines von vielen therapeutischen und integrativen Angeboten des VzF. In den vergangenen Jahren erfreute sie sich wachsender Beliebtheit. Umso erfreulicher für den Verein, dass das vierbeinige Personal nun durch den sanften Attila ergänzt werden konnte. Die Anschaffung des Pferdes wurde durch eine Spende der Naspa unterstützt.

Jugendfriedenspreis: Mehr Miteinander im Alltag

Die ersten Schritte zu einer friedlichen Gesellschaft sollten vor der eigenen Haustür beginnen. Aus diesem Grund hat der Landkreis Limburg-Weilburg den Jugendfriedenspreis ins Leben gerufen. Er soll Kinder und Jugendliche dazu motivieren, in kreativen Projekten die Idee eines friedlichen Zusammenlebens zu fördern und zu einem stärkeren Miteinander der Gesellschaft beizutragen.

2019 wurde der Preis erstmals verliehen. Das Leitmotto lautete „Flucht, Vertreibung und Migration“ und erinnerte daran, dass Konflikte für die betroffenen Menschen immer auch leidvolle Verlusterfahrungen bedeuten. Unterstützt wurde die Preisverleihung von der Naspa, der Kreissparkasse Limburg und der Kreissparkasse Weilburg, die die Preisgelder zur Verfügung stellten.

Den ersten, mit 1.000 Euro dotierten Preis gewann die Johann-Christian-Senckenberg-Schule aus Runkel mit einem Projekt unter dem Titel „Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den Frieden“. Der Titel zitiert das Motto des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der das Projekt auch gemeinsam mit der Schule initiierte. Im Zentrum stand die Kriegsgräberstätte am Kappesborder Berg in Runkel. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Isabelle Faust arbeiteten Schülerinnen und Schüler die Biografien von Kriegsopfern auf, an die dort erinnert wird, und gestalteten auf dieser Grundlage eine vielbeachtete Gedenkfeier.

Der zweite Preis, dotiert mit 500 Euro, ging an den Malteser Hilfsdienst für das Theaterprojekt „L(i)ebe – wenn du dich traust: 17 junge Menschen aus Afghanistan, Syrien, Somalia und Deutschland erarbeiteten gemeinsam eine multimediale Theaterperformance, die sich ganz bewusst nicht mit Migration und Flucht selbst auseinandersetzte. Stattdessen wurde ein Thema gewählt, das für Menschen unterschiedlichster Nationalitäten und Herkunftsgeschichten von Bedeutung ist, nämlich die Suche nach der großen Liebe. Ein weiterer Preis ging an die Lebenshilfe Limburg/Diez und die Kunstwerkstatt Unendlich für ein Projekt, in dem Jugendliche mit und ohne Handicap ein integratives Kunstmobil gestalteten. Ausgezeichnet wurde auch die Freiherr-vom-Stein-Schule Dauborn: Dort gestalteten die Klassen 8 und 9 einen Kurzfilm und eine Multimedia-App zum Thema Migration.

Förderung sozialer Angebote und Strukturen in der Region