Bericht an die Gesellschaft

Gesundheitsförderung | Naspa 2019

Gesundheitsförderung

Training mitten im Leben

Viele Menschen kennen das: Zum Anfang eines neuen Jahres formuliert man viele gute Vorsätze, gelobt sich, öfter mal ins Fitness-Studio zu gehen oder Sport zu treiben. Leider halten manche Vorsätze nicht lange vor. Nach ein paar Wochen lässt das Engagement nach, die alltägliche Routine greift wieder Raum und der Einsatz für die eigene Gesundheit oder das persönliche Wohlbefinden wird wieder hintenangestellt.

Dabei wäre es dringend nötig, dass viele Menschen mehr für sich, für ihr körperliches und geistiges Wohlbefinden tun. Zum einen deshalb, weil es ihnen selbst guttun würde. Zum anderen aber auch, weil Krankheitsfolgen und gesundheitliche Beschwerden zunehmend auch zu einem erheblichen wirtschaftlichen Faktor werden. Die Statistiken sprechen eine eindeutige Sprache: Laut einem Bericht des Bundesarbeitsministeriums fallen pro Jahr rund 670 Millionen Arbeitstage krankheitsbedingt aus. Der wirtschaftliche Schaden beläuft sich auf rund 75 Milliarden Euro. Jeder Krankheitstag kostet also etwa 112 Euro. Krankheit bedeutet übrigens nicht nur körperliche Beschwerden. Auch psychische Erkrankungen schlagen zunehmend wirtschaftlich zu Buche. So hat sich nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Leiden zwischen 2008 (40 Millionen) und 2017 (98 Millionen) mehr als verdoppelt.

Betriebliche Gesundheitsvorsorge sollte darum in jedem Unternehmen ein wichtiges Thema sein. Bei der Nassauischen Sparkasse (Naspa) steht sie schon seit vielen Jahren ganz oben auf der Agenda und äußert sich in vielen Projekten wie etwa der Betriebssportgemeinschaft oder der JobRad-Initiative. Ein zentraler Aspekt des Naspa-Gesundheitsmanagements ist dabei, gesundheitsfördernde Maßnahmen zu entwickeln: Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollen eine stabile Struktur und verlässliche Anreize geboten werden, um dauerhaft etwas für Gesundheit und Wohlbefinden zu tun.

Ein Beispiel dafür sind die Workshops, die gemeinsam mit dem Coach Dirk Zinckernagel veranstaltet werden. Zinckernagel verfolgt dabei einen besonderen Ansatz: Wenn man Menschen dazu motivieren möchte, nachhaltig etwas für sich zu tun, muss man die gesamte Persönlichkeit in den Blick nehmen, sagt er. In seinen Workshops geht es daher nicht allein um körperliche Fitness, sondern auch um vermeintliche Nebenaspekte wie die individuelle Zufriedenheit, Lebensperspektiven, Hoffnungen, Träume und Wünsche. „Am Anfang meiner Arbeit steht immer ein persönliches Gespräch mit den Menschen“, sagt er. „Ich versuche, mir ein Bild davon zu machen, wie sehr jemand im Leben steht, wie sehr er sich in den Dingen involviert fühlt, die um ihn herum passieren. Zu Beginn eines Workshops bitte ich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer deshalb immer, auf einer Skala von eins bis zehn einzuordnen, wo sie sich selbst in ihrem Leben sehen.“ Die Skala werde genutzt, um festzustellen, wie sehr sich die Menschen in ihrer Kraft fühlen, wie aufgeladen sie mental und körperlich sind. „Häufig stellen wir fest, dass der gefühlte Ladezustand deutlich unter dem Zustand ist, den sich der Einzelne wünscht.“

Coach Dirk Zinckernagel

Viele Menschen, sagt Zinckernagel, leben ihr Leben, fühlen sich aber nicht wirklich als Protagonist, sondern eher als Nebendarsteller. Darum fällt es ihnen oft auch schwer, diese vermeintliche Ohnmacht zu überwinden und nachhaltige Veränderungen umzusetzen. Zinckernagels Ansatz besteht darin, aufzuzeigen, in welchen Bereichen des alltäglichen Lebens sich kleine Veränderungen umsetzen lassen. Er will Aufmerksamkeit und Achtsamkeit für die Effekte wecken, die dadurch ausgelöst werden. Sport und Fitness-Training sind nur ein Feld, auf dem man etwas für sich tun kann, Meditation und Yoga ein anderes. Aber es gibt auch ganz andere, sehr viel naheliegendere Alltagsbereiche, die sich positiv verändern lassen: „Schon die Entscheidung, den Weg zur Arbeit nicht mit dem Auto zurückzulegen, sondern zu Fuß oder mit dem Fahrrad, bringt viele neue Eindrücke und Erlebnisse.“ Ein Schlüsselbegriff für Zinckernagel sind die „Mikro-Abenteuer“: Kleine Projekte, die sich mit möglichst wenig Aufwand und ohne große Kosten umsetzen lassen, wie etwa ein kleiner Spaziergang oder eine Wanderung. In den Workshops organisiert er darum oft gemeinsame Ausflüge mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern: „Das Ziel muss gar nicht spektakulär oder aufregend sein. Es geht eher darum, solche Erlebnisse ohne großen Aufwand in den Alltag zu integrieren.“

Gruppenerlebnisse sind ein weiterer wichtiger Faktor. Sie verstärken die Motivation und geben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Gefühl, nicht nur für sich selbst etwas zu tun, sondern auch im Team bzw. in der Gemeinschaft mehr involviert zu sein. Zu den Workshops gehört es deshalb auch, viele Dinge miteinander zu unternehmen und sich untereinander auszutauschen. Kerstin Jacob, Naspa-Mitarbeiterin in der Abteilung OSP-, Anwendungs- und Berechtigungsmanagement, hat einen dieser Workshops mitgemacht. Und sie ist begeistert von der umfassenden Wirkung: „Ich habe in der Vergangenheit einiges ausprobiert, wobei es meist um das Thema Ernährung ging“, sagt sie. „Im Workshop habe ich gelernt, dass es darauf ankommt, Veränderungen bewusst in den Alltag zu integrieren.“

Dabei fand sie besonders positiv, dass sich der Workshop nicht nur mit einem Aspekt auseinandersetzte, sondern an viele Veränderungsmöglichkeiten heranführte. „Ich hielt mich früher für den unsportlichsten Menschen überhaupt. Der Workshop hat mir gezeigt, wie ich Sport so in mein alltägliches Leben einbauen kann, dass es mir Spaß macht, und wie ich aufmerksamer darauf werde, was es bringt.“ Mehr Aufmerksamkeit für eigene Erfolge erreicht man oft schon durch ganz kleine Maßnahmen. „Ich habe ein Büchlein, in dem ich alles aufschreibe. Das musste ein ganz besonderes Büchlein sein, da bin ich Perfektionistin. Ich habe lange gesucht nach dem richtigen Exemplar. Eine Teilnehmerin des Workshops hat mir dann ein Buch geschickt, und das passte genau. Das benutze ich seither.“

Naspa-Mitarbeiterin Kerstin Jacob
Naspa-Mitarbeiterin Kerstin Jacob

Solche kleinen, positiven Erlebnisse wahrzunehmen und bewusst auch zu registrieren, wie andere Menschen darauf reagieren, sind für Dirk Zinckernagel ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. „Mit den Workshops versuche ich eigentlich nur, die Menschen darin zu unterstützen, das zu tun, was sie gut können“, sagt er. Eine Motivation, die nach seiner Auffassung heutzutage umso wichtiger ist denn je: „Ich sehe bei vielen Menschen eine große Beunruhigung und Verunsicherung über die Zukunft. Viele Branchen stehen derzeit vor großen Umbrüchen und sind mit technologischen oder gesellschaftlichen Veränderungen konfrontiert, auf die sie angemessen reagieren müssen. Das gilt auch für die Finanzbranche. Mir geht es darum, die Menschen so zu motivieren, dass sie ihre eigenen Ressourcen aufspüren, um Veränderungen positiv begegnen zu können. Es gibt viele Dinge, die man annehmen muss, aber auch viele Hebel, um Dinge in Gang zu setzen.“

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