Bericht an die Gesellschaft

Firmengründung - Naspa 2019 - Bericht an die Gesellschaft

Richtig durchstarten:
Mit dem StartUp-Booster zum Erfolg

Viel Einsatz für neue Ideen: Lilia Donhauser, Gewerbekundenberaterin der Nassauischen Sparkasse (Naspa), engagiert sich ganz besonders für junge Unternehmen – unter anderem beim StartUp-Booster, einem Gründungswettbewerb für digitale Geschäftsideen. Mit uns sprach sie über gute Ideen, leidenschaftliche Gründer*innen und den richtigen Weg zum erfolgreichen Durchstarten.

Interview mit Lilia Donhauser
Gewerbekundenberaterin der Nassauischen Sparkasse

Frau Donhauser, warum engagieren Sie sich für Gründerinnen und Gründer?

Das hat sich über die Jahre entwickelt. Ich bin seit elf Jahren Beraterin im Gewerbekundengeschäft in der Region Mitte, also in Wiesbaden und Umgebung. Da hatte ich sowohl mit etablierten Unternehmen als auch mit Gründerinnen und Gründern zu tun. Da mein Mann auch selbstständig ist, habe ich gesehen, welche Bedarfe dabei entstehen, was hier in der Region angeboten wird und was nicht. So ist mein Interesse entstanden, mich eingehender mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dazu ist viel Eigeninitiative nötig, denn es gibt ja keine Aus- oder Weiterbildung speziell zum Top-Gründerberater. Man muss sich selbst darum kümmern, die eigenen Netzwerke aufzubauen und sich dafür einsetzen, sich mit Gründerinnen und Gründern auszutauschen. Mich hat dabei auch interessiert, was wir als Sparkasse anbieten und wo wir uns von anderen Kreditinstituten abheben können.

Was interessiert Sie besonders am Thema Unternehmensgründung?

Das hat durchaus etwas mit Leidenschaft zu tun. Wenn ich etwas von der Pike auf begleiten kann, aus dem etwas Eigenständiges entsteht, das zwei oder drei Menschen entwickelt haben und zu dem man selbst einen kleinen Beitrag geleistet hat, dann ist das ein schönes Gefühl. Ich vergleiche das gerne mit der Entwicklung meines Kindes. Es gibt Gründerinnen und Gründer, mit denen ich seit 2009 zusammenarbeite. So eine Entwicklung durchläuft natürlich viele Phasen. Es gibt gute Zeiten, aber es gibt auch schwierige Zeiten, ganz wie bei einem Kind. Wenn man dann die Entwicklung aus der Distanz betrachtet und sieht, was für ein Weg zurückgelegt worden ist, macht das auch viel Freude.

Was sind die besonderen Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Unternehmensgründern?

Ein etabliertes Unternehmen hat schon eine tragfähige Struktur: Mitarbeitende, Führungskräfte, Büros, Produktionsstätten und einen mehr oder weniger stabilen Kundenstamm. Es gibt Prozesse und Erfahrungswerte, die einem helfen, Situationen einzuschätzen, Entscheidungen zu delegieren oder Prioritäten zu erkennen.

Junge Unternehmerinnen und Unternehmer müssen sich das erst alles aufbauen. Sie müssen Räumlichkeiten suchen, einen Partner finden, mit dem sie zusammenarbeiten können. Dann merken sie vielleicht nach sechs Monaten, dass es doch nicht so gut funktioniert und müssen sich neu orientieren. Das Produkt ist oft noch gar nicht ausgereift, sondern erst mal eine Idee. Der Markt zeigt ihnen dann, ob ihre Idee funktioniert oder nicht. Am Ende kommt vielleicht ein Produkt heraus, das mit der Ausgangsidee gar nicht mehr so viel zu tun hat. Man muss auch lernen mit Frustrationen und Rückschlägen umzugehen. Das alles ist ein sehr spannender Prozess. Mich fasziniert immer, wie viel Energie Gründerinnen und Gründer haben.

Wie wichtig ist das richtige Tempo für Jungunternehmer*innen?  

Ich finde es gut, wenn sich in den Unternehmen selbst ein Gleichgewicht bildet. Es gibt meist einen, der nach vorne powert und einen, der auf Stetigkeit achtet. Das schafft eine gute Balance. Aber natürlich sind wir auch ständig im Gespräch mit den jungen Gründerinnen und Gründern, nicht nur im direkten Gespräch, sondern auch auf Netzwerktreffen und Veranstaltungen wie etwa beim Gründerfrühstück im Heimathafen. Nach unserer Erfahrung verstecken sich die Gründerinnen und Gründer auch nicht, wenn sie Fragen haben. Der Austausch ist in der Regel immer sehr offen und ehrlich.

Woran erkennt man eine tragfähige Idee?

An den Gründerinnen und Gründern. Die Idee kann toll sein, aber wenn die Gründerinnen und Gründer es nicht schaffen, sie auf den Markt zu bringen, hilft das nichts. Umgekehrt schafft es ein gutes Team auch, ein Produkt, das vielleicht anfangs nicht so spannend scheint, auf dem Markt zu etablieren oder eine Nische zu bedienen, weil sie die nötige Agilität besitzen. Wir hatten beim StartUp-Booster einmal den Fall eines Gründers, von dessen Produkt wir nicht überzeugt waren. Aber beim Gründer selbst haben wir Potenzial gesehen. Und dann haben wir ihn weiter begleitet und gemeinsam überlegt, wo dieses Potenzial denn noch gebraucht werden könnte. Inzwischen ist er bei einem Unternehmen ins operative Team gewechselt und bringt sich dort erfolgreich ein. Das kann eben auch das Ergebnis einer Begleitung sein: Dass man jemandem die Chance bietet, sich erst einmal weiterzuentwickeln, um dann vielleicht mit etwas Zeit nochmal durchzustarten.

Was konkret ist der StartUp-Booster?

Ich nenne es immer die kleine „Höhle der Löwen“ in Wiesbaden, aber mit netteren Löwen. Die Idee entstand bei der UGW AG, einer Marketing-Agentur aus Wiesbaden. Dem Netzwerk gehören die Naspa, die Stadt Wiesbaden und die Hochschule Rhein-Main an. Bewerben können sich alle Gründerinnen und Gründer, die ein digitales Konzept haben. Digital bedeutet dabei nicht, dass es sich um eine technologieorientierte Idee handeln muss. Es kann auch ein E-Commerce oder Dienstleistungskonzept sein, das digitale Kanäle nutzt.

Die Gründerinnen und Gründer stellen ihre Konzepte im Rahmen eines Pitches einer Jury vor, die von allen Beteiligten im Netzwerk zusammengestellt wird. Pro Jahr haben wir etwa 30 Anmeldungen, davon wählen wir zehn für die Pitches aus. Die beste Idee wird dann von allen Partnern des Netzwerkes über zwei Jahre begleitet.

Warum haben sie das Format eines Wettbewerbs gewählt?

Ein Wettbewerb schafft den Rahmen, um ein Konzept auszuarbeiten und eine gewisse Tiefe zu entwickeln. Dafür muss man natürlich wertvolle Zeit investieren. In Deutschland gibt es insgesamt 300 Wettbewerbe für Gründerinnen und Gründer, da sollte man sehr genau hinschauen, welcher Wettbewerb zum eigenen Konzept passt und welcher konkrete Nutzwert daraus entstehen kann.

Für uns war es wichtig, ein Konzept zu entwickeln, das Gründerinnen und Gründern wirklich etwas bringt. Gerade in der Frühphase eines Unternehmens ist es wichtig, dass man hilfreiche Unterstützung bekommt und ein Netzwerk aufbaut, das finanzielle Mittel, Rahmenbedingungen, Infrastruktur und Kontakte bietet. Da können wir uns als Naspa einbringen, weil wir als Finanzdienstleister in ein Netzwerk mit vielen Partnern eingebunden sind, die für junge Unternehmen nützlich sein können. Wenn wir einen Gewinner ausgewählt haben, setzen wir uns mit allen Beteiligten zusammen und überlegen gemeinsam, wie wir das Unternehmen voranbringen und welche Schritte als nächstes nötig sind.

Der Wettbewerb hat bisher zwei Mal stattgefunden. Wie war die Resonanz?

Wir sind sehr zufrieden, das Echo ist ausgesprochen gut. Die meisten Bewerberinnen und Bewerber sind über die Medien auf uns aufmerksam geworden. Zusätzlich haben wir auch mögliche Interessenten auf Netzwerktreffen angesprochen. Unser Ziel ist es, Gründerinnen und Gründern Zeit und Wertschätzung entgegenzubringen, Kompetenzen zu bündeln und zu schauen, mit wem wir sie wirkungsvoll zusammenbringen können.

Es ist ein Vorteil, dass die Gründerszene hier in der Region sehr agil ist und eine gute Entwicklung vorweisen kann. Es haben sich viele Netzwerke und Kooperationen gebildet. Es gibt einen regen Austausch mit allen Playern hier in der Region. Das ist für uns sehr wichtig, denn es hilft uns, unsere Veranstaltungen und Initiativen bedarfsgerecht zu strukturieren und uns auf unsere Kernkompetenz zu fokussieren.

Unsere regionale Verankerung wird von den Gründerinnen und Gründern auch sehr geschätzt. Viele sind ja selbst in ihrem eigenen Umfeld vernetzt und engagiert und schätzen es, wenn man ihnen menschlich, interessiert und auf Augenhöhe begegnet. Die meisten Gründerinnen und Gründer wollen, auch wenn sie ein skalierbares Geschäftsmodell entwickeln, in überschaubaren Schritten denken und wachsen können. Mit uns können sie das.