Bericht an die Gesellschaft 2016

Interview - Naspa 2016 - Bericht an die Gesellschaft 2016
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Entwicklung ist Veränderung

Günter Högner, Vorsitzender des Vorstands der Naspa, skizziert im Interview künftige Entwicklungslinien der Naspa in einem sich stark wandelnden Umfeld. Die Werte der Sparkasse sind dabei ein verlässlicher Orientierungspunkt.

Entwicklung, sagt man, ist Veränderung. Wo steht die Naspa heute? Was sind die wichtigsten Aufgaben für die Zukunft?

Wir haben im vergangenen Jahr trotz des schwierigen Umfelds ein erfreuliches Ergebnis erzielt und unsere Eigenkapitalbasis deutlich gestärkt. Auch für das laufende Jahr rechnen wir mit einem ordentlichen Ergebnis. Wichtig ist dabei, dass unsere Erträge zu über 80 Prozent aus dem Kundengeschäft und nicht aus Eigenanlagen oder Fristentransformationen stammen. Dieser Umstand trägt zu einer gesunden Ertragsstruktur bei. Dazu haben wir ein stringentes Kostenmanagement, das sich ebenfalls positiv auf das Ergebnis auswirkt.

Dennoch gibt es Entwicklungen, die uns vor Herausforderungen stellen. Die Zinssituation ist beispielsweise eine Belastung. Sie stellt aber keineswegs das Geschäftsmodell der Sparkassen grundsätzlich infrage.

Im Mittelpunkt unseres unternehmerischen Handelns steht die Erfüllung der Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden. Diese Bedürfnisse unterliegen einem Wandel, auf den wir als Sparkasse reagieren müssen. Die Zinssituation beschleunigt so gesehen eher Anpassungen, die ohnehin erforderlich waren.

Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?

Die Digitalisierung bietet neue Chancen für uns als Sparkasse, nah am Kunden zu sein. Bankfilialen werden nicht mehr so häufig aufgesucht, weil sich viele Geldgeschäfte heutzutage bequem und sicher online abwickeln lassen. Daher ist es wichtig, unsere seit vielen Jahrzehnten bewährten Sparkassenwerte in die digitale Welt zu transportieren. Wir müssen Kompetenz auch digital abbilden und aufzeigen. Es geht also auch hier darum, dass wir die große Chance, die sich durch die neuen Technologien bietet, für unser Haus erkennen und nutzen.

Unsere digitalen Angebote werden wir deshalb weiter ausbauen. Dabei stehen Bequemlichkeit und Service der Anwendungen für den Kunden im Fokus. Selbstverständlich gelten für unsere digitalen Angebote auch dieselben hohen Standards für Sicherheit und für einen verlässlichen Umgang mit Kundendaten wie im stationären Geschäft.

Wir haben kürzlich unsere Internetfiliale überarbeitet. Der Auftritt ist deutlich modernisiert und für die Nutzung auf mobilen Geräten optimiert worden. Zudem wurden neue Funktionalitäten wie zum Beispiel KWITT eingefügt. KWITT ermöglicht das Zahlen von Handy zu Handy bis zu einem Betrag von 30 Euro pro Tag ohne Eingabe einer PIN. Gerade unsere jungen Kunden nutzen diese Funktion. Auch eine Fotoüberweisung ist nun problemlos möglich. Das bedeutet, dass Sie eine Rechnung mithilfe der Sparkassen-App nur noch abfotografieren müssen. Die Daten, wie Empfänger, Kontoverbindung, Zahlungsbetrag und Rechnungsnummer werden automatisch in das Überweisungsformular übertragen. Sie müssen nur noch die Daten kontrollieren und mit der PIN freigeben. Das ist eine echte Erleichterung durch die Digitalisierung. Und wir sind dabei, weitere Produkte und Services digitalisiert anzubieten. Ich bin davon überzeugt, dass es auch künftig einen wachsenden Markt für Finanzdienstleistungen gibt. Als Naspa haben wir die Reputation und die besten Voraussetzungen dazu, diesen Markt auf allen Kanälen sehr gut zu bedienen.

Sie haben angekündigt, auch in die Zukunft des Filialnetzes zu investieren. Was sind die Ziele?

Wir als Sparkasse müssen die Vertriebskanäle ausgewogen gestalten. Der Kunde soll die Wahlfreiheit zwischen stationären und digitalen Angeboten haben. Die breite regionale Präsenz ist nach wie vor eine unserer größten Stärken: Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Finanz-Center prägen unser Bild und unsere Reputation in der Öffentlichkeit. Auch wenn sich viele Kunden im Internet über Produkte und Dienstleistungen informieren, entscheidet sich die überwiegende Mehrheit von ihnen erst nach einem persönlichen Beratungsgespräch für einen Vertragsabschluss.

Die meisten Kunden erwarten also ein Gespräch von Mensch zu Mensch, vor allem wenn es um kompliziertere Fragen geht, wie zum Beispiel den Erwerb einer Immobilie oder die Ausgestaltung der Altersvorsorge. Eine Beraterin oder ein Berater kann die Persönlichkeit des Kunden, seinen Bedarf und seine besondere Lebenssituation immer noch besser einschätzen als jeder Computer. Entscheidend ist, die emotionale und die fachliche Ebene miteinander zu verbinden.

Vor diesem Hintergrund investieren wir dort in unsere Standorte, wo die Kundenfrequenz wahrscheinlich auch in fünf Jahren noch stark sein wird. So sind wir in diesem Jahr mit einem Finanz-Center in eines der größten und am stärksten frequentierten Einkaufszentren in Deutschland, in das Main-Taunus-Zentrum gezogen. Die Erfahrungen der ersten Tage und Wochen sind positiv. In weniger besuchten Einkaufsorten investieren wir dagegen verstärkt in SB-Standorte.

Welche Kriterien gelten für die Umstrukturierung des Filialnetzes?

Die Beratungs- und Servicequalität steht immer im Mittelpunkt und zeigt sich in Ausstattung und Gestaltung der Standorte. Unser Anspruch ist es, qualifizierte Beratung in unserem Geschäftsgebiet sicherzustellen. Dafür brauchen wir unsere Finanz- und Service-Center. Ein Standort muss die Möglichkeit bieten, einfache Kundenwünsche wie Bargeldversorgung zügig und unbürokratisch, also am besten automatisch zu erfüllen. Zugleich sollen Finanz-Center auch Orte der Begegnung sein, an denen eine einladende Atmosphäre herrscht. Kunden sollen sich dort wohlfühlen und vertrauensvoll mit ihrer Beraterin oder ihrem Berater über Geldangelegenheiten sprechen können.

Die Investition in das Filialnetz unterstreicht daher unseren zentralen Anspruch: Wir wollen es den Menschen leichter machen, ihr Leben besser zu gestalten – mit überdurchschnittlich gut qualifizierten Beschäftigten, mit zeitgemäßen Standorten in der Region und sicheren digitalen Angeboten.